Klimakiller Lebensmittel
Klimakiller Lebensmittel | Im heutigen Podcast geht es um das Thema Lebensmittel. Aber nicht irgendwelche Lebensmittel, sondern die, die besonders klimaschädlich sind und somit viel Wasser benötigen, viel CO² ausstoßen, die lange Reisen hinter sich haben oder sonst irgendwelche Schäden für unser Klima hinterlassen.
Und bitte glaubt uns, auch uns trifft das Thema hart, denn auch wir konsumieren manche dieser Lebensmittel täglich, wobei uns bei den Zahlen schon so einiges vergangen ist oder wir über den weiteren Bezug der Lebensmittel nachdenken werden und noch bewusster damit umgehen werden.
Wie kommen wir überhaupt auf dieses Thema?
Angefangen hat alles mit Avocados. Lene ist aufgefallen, wie viele Leute Avocados in großen und auch kleineren Mengen “vertilgen”. Avocados gelten als Superfood und sie hat das Gefühl, es ist ein Trendobst geworden. Ein regelrechter Hype. Und egal wo sie ist, ob bei Freunden, Familie oder auch auf Vantreffen, überall gibt es Avocados! Und da hat sie mal ein bisschen recherchiert und stolperte über erschreckende Zahlen und Berichte. Nicht nur bei Avocados.
Haben wir was gegen Avocados?
Eigentlich nicht. Das Problem ist nur, wie sie angebaut werden und dass es eine regelrechte Avocado-Mafia gibt.
Die Avocados werden hauptsächlich in Mittel- und Südamerika angebaut, das heißt, sie legen eine lange Reise hinter sich, bis sie bei uns im Supermarkt landen. Gut, das tun andere Lebensmittel auch. Aber für die Avocados werden Wälder gerodet und abgeholzt, teilweise illegal. Aber auch die legalen Rodungen betreffen jährlich eine Fläche von 1.500 bis 4.000 Hektar Wald! Und damit nicht genug.
Avocados wachsen in Monokulturen und dafür müssen Bewässerungsanlagen gebaut werden. Bewässerungsanlagen in Gebieten, die eh schon unter Wasserarmut leiden. In Chile sind deswegen ganze Flüsse ausgetrocknet. Und somit wird der Bevölkerung auch noch der Zugang zu Trinkwasser genommen.
Für ein Kilo Avocados, also etwa 3 Stück, benötigt man 1.000 Liter Trinkwasser! Der Wasserverbrauch ist zwar verglichen mit anderen Lebensmitteln nur mittelmäßig hoch, aber sie werden wie gesagt in wasserarmen Gebieten angebaut. Die Pestizide die dann im eh schon knappen Trinkwasser landen, schaden den Einwohnern und der Umwelt.
Und nur so am Rande: das gleiche gilt für den Anbau von Kokos- und Ölpalmen, weshalb man Produkte mit diesen Inhaltsstoffen ebenfalls meiden bzw. in Maßen konsumieren sollte.
Dennoch, Lene liebt Avocados, aber bei ihr gibt es im Jahr 4 bis 5 Avocados, die dann aber auch ein Biosiegel tragen und nach Möglichkeit aus Europa, z.B. Spanien kommen. Und jede Avocado ist für sie wie ein kleines Weihnachten. Als Alternative gibt es bei ihr ein selbstgemachtes Hummus oder auch einen leckeren Aufstrich auf Sonnenblumenkernbasis.
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Jeder einzelne kann etwas tun
Dies ist aber nicht nur ein Podcast über Avocados. Wir haben die Top 6 der klimaschädlichsten Lebensmittel 2019 rausgesucht. Bei Herstellung, Lagerung und Transport entstehen teilweise hohe Emissionen - einige Lebensmittel sind wahre Klimakiller.
Und an uns - also an jedem einzelnen - liegt es, die eigene CO2-Emission zu reduzieren, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mittlerweile sollte jedem klar sein, dass die globale Erwärmung kein unsichtbares Phänomen mehr ist, sondern sich durch z.B. Hitzewellen, Gletscherschmelze und den steigenden Meeresspiegel deutlich zeigt und uns alle betrifft.
Wie ihr dem Klimawandel in Bezug auf Lebensmittel entgegenwirken könnt, erfahrt ihr hier im Podcast. Und ihr könnt gerne mal selbst euren CO2-Fußabdruck messen. Hier findet ihr einen Klimarechner vom WWF, der euch einen groben Einblick gibt.
Ein kleiner Fußabdruck steht für ein klimafreundliches Leben, ein großer Fußabdruck für ein klima- und umweltschädliches Leben. Hier werden nicht nur Lebensmittel einbezogen, sondern der gesamte Lebensstil (Reise, Wohnen, Kleidung, Freizeit & Kultur, Konsumgüter).
Laut einer Statistik vom Bundesumweltamt stößt ein EU - Bürger im Schnitt 8,8 Tonnen CO2 pro Jahr aus (2017).
Um einen Vergleich zu schaffen: Nehmen wir an wir haben ein Van mit einem Verbrauch von 10 Liter Diesel pro 100 Kilometer, das entspricht 260 g CO2 Ausstoß pro Kilometer. Somit wären eine Tonne CO2 Ausstoß ca. 3.850 km - eine Strecke von Lissabon/ Portugal bis Wilna/ Litauen (3.800 km). Und das ganze verbraucht ein EU Bürger fast 9 mal im Jahr!
Nun sollte jeder Mensch allerdings nur 2 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen, wenn uns die Umwelt und das Klima auch für die kommenden Generationen wichtig ist und wir diese schützen wollen.
Ca. ⅓ der CO2 Emissionen betrifft die Produktion von Lebensmitteln
Lebensmittel beeinflussen das Klima jedoch nicht gleichermaßen, auch hier gibt es deutliche Unterschiede, so dass wir nun zu den sechs klimaschädlichsten Lebensmitteln kommen.
Ranking der 6 klimaschädlichsten Lebensmittel
Es folgt nun das Ranking der 6 klimaschädlichsten Lebensmittel von Ökotest aus dem Jahr 2019:
6. Schweinefleisch und Geflügel
Wer hätte es gedacht? Fleisch gehört zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln. Schweinefleisch und Geflügel also auf Platz 6. Um die Tierchen in großem Maß zu füttern, benötigt es Futter wie Soja und Mais, welches oftmals aus fernen Ländern importiert wird. Bei der Herstellung beider Fleischsorten entstehen Treibhausgase, die 3,4 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Fleisch entsprechen. Wenn wir an unseren Van denken, würden wir 13,07 km fahren um ein Kilogramm Fleisch zu bekommen.
Damit die riesigen konventionellen Soja-Felder bepflanzt werden können, werden Waldbewohner in der Amazonasregion von ihrem Land vertrieben und riesige Flächen Regenwälder gerodet. Dadurch gehen nicht nur wertvolle Wälder und CO2 Vernichter verloren, sondern die Artenvielfalt der Tierwelt minimiert sich mit der Zeit enorm. Der Amazonas Regenwald nimmt jährlich etwa 2 Milliarden Tonnen CO2 auf.
5. Schokolade
Schokolade - oh nein! Wer liebt sie nicht?
Die auch hier entstehenden Treibhausgase von 3,5 Kilogramm CO2 pro Kilogramm (also 13,46 Kilometer) lassen die geliebte Schoki zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln gehören. Der Grund, die darin enthaltene Milch und der Kakao, der mit 27.000 Liter Wasser/kg auch noch eines der wasser intensivsten Lebensmittel ist (übrigens: Kaffee 21.000 Liter Wasser/kg). Zudem ist in Schokolade oft Palmöl, für das wiederum Regenwälder gerodet werden.
Die gute Nachricht: wir müssen nicht auf Schokolade verzichten. In manchen Supermärkten, in Bioläden und Unverpacktläden findet man viele Schokoladen, die fairtrade sind und ohne Palmöl und Milch auskommen. Lecker sind sie auch!
4. Pommes
Pommes hinterlassen bei der Herstellung nicht nur einen großen CO2 Fußabdruck sondern auch viele Treibhausgase (5,7 Kilogramm CO2 / 21,92 Kilometer mit dem Van). Also nicht die Kartoffel ist hier der Übeltäter, sondern die vielen Verarbeitungsschritte. So werden Pommes getrocknet, frittiert und dann tiefgekühlt, was alles viel Energie benötigt.
Was heißt das für uns? Pommes selber machen! Gilt übrigens auch für Kartoffelbrei oder Kroketten, denn das Pulver hat eine Klimabilanz von 3,8 Kilogramm CO2.
3. Milchprodukte
Alle Milchprodukte sind klimaschädlich. Bei der Herstellung wird viel Milch benötigt und somit viele Kühe. Milchkühe leben länger als Mastrinder und setzen viel Methan beim Verdauen frei.
Je niedriger der Fettanteil eines Milchproduktes, umso niedriger die CO2 Bilanz, denn je höher der Fettanteil, umso mehr Milch wird benötigt, also wieder mehr Kühe und viele Treibhausgase (Methan).
- 1 kg Käse entspricht im Durchschnitt 8,5 Kilogramm CO2 (32,69 Kilometer),
- 1 kg Sahne 7,6 Kilogramm CO2 (29,23 Kilometer) und
- 1 kg Frischkäse/Quark mit 20% bis 40% Fett hat 2 Kilogramm CO2.
Die klimafreundliche Alternative wäre hier Pflanzenmilch. Hafermilch ist um 70% weniger schädlich für das Klima als Kuhmilch, bei der Herstellung von Sojamilch (wenn heimisch angebaut) wird nur ein ¼ der Treibhausgase im Vergleich zur Kuhmilch ausgestoßen. Zudem gibt es viele weitere Milchersatzprodukte, die allerdings wieder oft in Plastik gehüllt sind.
Pflanzenmilch kann man zudem auch gut selber herstellen oder man bekommt zum Beispiel leckere Hafermilch von Velike in Milchpfandflaschen.
2. Rindfleisch
Lange Zeit sogar klimaschädlichstes Lebensmittel. Kein anderes Fleisch ist klimabelastender als Rindfleisch. Im Vergleich zu Schweinefleisch und Geflügel ist die CO2 Bilanz viermal so hoch, was auf das beim Verdauen freigesetzte Methan zurückzuführen ist. Pro Kilogramm Rindfleisch liegen die entstehenden Treibhausgase bei 13,3 Kg CO2 (51,15 Kilometer).
Übrigens schneidet Rindfleisch auch beim Wasserverbrauch sehr schlecht ab (15.455 Liter). Dort landet es auf Platz 3 der wasserintensivsten Lebensmittel. Nur Kakao und Kaffee benötigen mehr Wasser.
Eine Alternative wären Fleischersatzprodukte wie Soja oder Seitan. Das Soja für den menschlichen Gebrauch wird übrigens überwiegend in Österreich, der Schweiz und in Deutschland hergestellt, hierfür werden also keine Regenwälder abgeholzt. Soja und Co kommen auf 0,8 Kilogramm CO2 und sind damit klimafreundlicher als Fleisch. Wer nicht auf Fleisch verzichten will, sollte auf die Herkunft achten, also regionales Fleisch kaufen um lange Transportwege zu vermeiden und vielleicht nur einmal die Woche ein gutes Stück Fleisch essen - zurück zum Sonntagsbraten wie damals bei Oma…
1. Butter, das klimaschädlichste Lebensmittel
Für ein Kilo Butter benötigt man 18 Liter Milch. Nun braucht man viele Kühe für 18 Liter Milch. Diese setzen Methan/Treibhausgase beim Verdauen frei (Methan wirkt sich 23 mal schlechter auf das Klima aus als CO2). Das ist auch der Grund, warum Milchprodukte schlechter sind als Rindfleisch selber. Somit entstehen bei der Herstellung von Butter Treibhausgase, die 23,8 Kilogramm CO2 entsprechen (91,53 km).
Eine Alternative wäre eine hochwertiger Margarine aus möglichst heimischen Ölen, diese lässt etwa nur 1,3 Kilogramm CO2 entstehen. Anscheinend soll Olivenöl streichzart werden,wenn man es vor Gebrauch eine Stunde einfriert. Wer hat es schon probiert?
Die tierischen Produkte schneiden nun nicht gerade gut ab im Ranking. Nun sind aber Obst und Gemüse aufgrund von Pestiziden, Spritz- und Düngemitteln nicht automatisch klimafreundlicher. In unseren Tipps und Tricks verraten wir Euch, worauf ihr achten solltet um den CO2 Fußabdruck bezüglich der Lebensmittel so gering wie möglich zu halten.
Was kann man nun überhaupt noch essen?
Am Besten pflanzenbasiert, bio, regional und saisonal.
- Weniger Fleisch und Milchprodukte
- Fleisch als etwas Besonderes
- Anfang des 19. Jhd. - 10 kg/ Kopf/Jahr
- heute 40 kg/ Kopf/ Jahr
- auf Fleisch aus Massentierhaltung verzichten
- Bio statt konventionell
- die Treibhausgasemission ist 5-25% geringer als bei konventionellen Produkten
- Biobauern verfüttern fast nur Biofutter vom eigenen Feld oder aus der Umgebung - Fleisch, Milchprodukte und Eier sind also klimafreundlicher
- der hohe Grünfutteranteil bei Bio-Rindern wirkt sich günstiger auf den Stoffwechsel aus, so das weniger Methan produziert wird. Methan ist als Treibhausgas in der Atmosphäre 23 mal wirksamer als CO2. Bei 1,5 Milliarden Kühen weltweit, fällt das ins Gewicht.
- Bio-Gemüse: CO2-Fussabdruck ist ⅔ geringer als bei konventionellem Anbau: Maschineneinsatz, Einsatz von Pestiziden und Düngemittel
- regionale Lebensmittel
- kurze Transportwege
- was ist mit Südfrüchten? der geliebten Avocado, Mango oder Banane?
- in Maßen konsumieren
- Bio-Siegel und Fair-Trade-Zertifizierung beachten
- wenn exotische Früchte in ihrem Herkunftsland Saison haben, können sie sogar besser fürs Klima sein als Obst aus der Region (z.B. Lageräpfel, die mehrere Monate bei derselben Temperatur gelagert werden)
- Saisonkalender zur Rate ziehen
- frisches UND saisonales Obst und Gemüse aus der Region ist klimafreundlich. Müssen beispielsweise Tomaten in beheizbaren Gewächshäusern in Deutschland angebaut werden, sind diese klimaschädlicher als Tomaten aus dem unbeheizten Folientunnel aus Spanien - die Transportemission ist hier geringer.
- Saison- und Importkalender:
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- direkt beim Erzeuger kaufen
- z.B. auf Wochenmärkten
- in Hofläden
- kürzere Transportwege
- Vermeidung von Kühl- und Lageraufwendungen
- Einsparung von Verpackung
- vielleicht kannst du sogar mit dem Rad anstatt mit dem Auto fahren
- frische Lebensmittel gegen Verarbeiteten den Vorzug geben
- Tiefkühlprodukte und Fertigprodukte brauchen viel Energie durch mehr Arbeitsschritte (mehr als doppelt soviel CO2)
- lieber saisonales/ regionales Gemüse und Obst haltbar machen (einkochen, einlegen, trocknen)
- Wegwerfen vermeiden
- CO2 Emissionen aus Herstellung und Transport sind sonst ganz umsonst gewesen
- bei der Abfallbehandlung werden noch mehr Treibhausgase freigesetzt
- richtig planen, nur kaufen, was wirklich benötigt wird, ggf. Reste verschenken
Die Inhalte aus diesem Artikel sind unter anderem aus diesem zwei Artikeln zusammengetragen: Klimakiller allgemein & Klimakiller Lebensmittel
Weiterführend könnte für dich eventuell auch der Artikel über Verrottungszeiten – Die 18 schlimmsten Umweltkiller sein.
Denkst du auch, dass wir es in der Hand haben, etwas für das Klima zu tun? Oder bringt es eh nichts? Lass uns gern in den Kommentaren darüber diskutieren.
Viel Spaß beim Hören!
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